14. 360 PS, 2300 Hecatres and 3900 Sheep – Three amazing month on a western australian farm


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G’Day!

Lange habe ich nichts mehr hier aktualisiert doch das liegt nicht an meiner Faulheit, naja vielleicht ein bisschen, aber vorallem weil ich die letzten 3 Monate ziemlich viel zu tun hatte.

Nachdem mich Yoshi, mein japanischer Travelmate, in Arthur River abgesetzt hatte, habe ich zwei Wochen auf einer kleinen Sheep&Grain-Farm gearbeitet. Ich habe zusammen mit Mal, meinem Farmer, viel an der Maschinerie rumgeschraubt, ein Motorrad zusammengebaut, diverse Ölwechsel gemacht, den Dünger-Sprayer (Boomspray) gereinigt und wir haben auch viel Sheepwork gemacht, heißt wir sind mit Quad und Motocross auf den großen Weiden herumgefahren und haben die Schafe von einem Feld zum Nächsten gebracht. Es war ziemlich cool, fürs Quad fahren bezahlt zu werden :D
Zudem haben wir auch einer Schafsherde (Mob) ein Anti-Wurm-Mittel verabreicht.

Ich lebte kostenlos in einem Wohnwagen, habe alles an Essen gemacht bekommen und habe 22$/h verdient. Auch wenn ich recht zufrieden mit dem Job war, meinte Mal nach den zwei Wochen, er suche doch jemanden mit mehr Schaferfahrung, da er sehr viel Wert auf seine Schafe legte und dementsprechend pingelig war. Daher sagte er mir, ich solle doch nach einem anderen Job suchen und so habe ich wieder auf Gumtree geguckt und dann auch wieder eine neue Farm gefunden. Ich packte meine Sachen und da die neue Farm „nur“ etwa 120km entfernt war, holte mich mein neuer Farmer, Regan, dann bei Mal ab.
Ich und Mal
Der Hund ist immer gerne auf dem Motorrad mitgefahren :D

Nun hatte ich einen neuen Job, doch irgendwie hat es mir von Anfang an noch viel besser gefallen. Regan (34) war mir sofort sehr sympathisch. Seine Farm umfasst etwa 3500ha von denen 2300ha für Getreide sind und die restlichen 1200ha nur für die Schafe sind. Sein Vater Chris (64) ist immernoch fleißig am mitarbeiten, teils sogar mehr als Regan, da Regan oft in seinem Büro ist oder Zeit mit seiner Frau (Angela) und dem 6 Monate altem Baby (Maggie) verbringt.

Die ersten zwei Wochen haben wir noch etwas weniger gemacht, da es noch zu früh für die Saat (Seeding) war. Wir haben  unter anderem eine neue Wasserleitung zu Regans Haus verlegt, eine Antenne auf dem Dach installiert, Schafe geshiftet (von einer Weide auf die nächste gebracht), Dünger mit dem 80-Tonner-Roadtrain aus Albany geholt, einen neuen Zaun errichtet, ich habe gelernt einen Front-End-Loader (kurz „Tele-Handler“) zu bedienen, gelernt zu schweißen und habe oft die Schafe gefüttert, da diese kurz vor dem Lambing waren und somit zusätzlich Lupinen bekamen, damit die Muttermilch für die kleinen Lämmchen mehr gute Nährstoffe enthält.

Reifenwechsel

Der Tele-Handler mit Schaufel - Hier verlegen wir eine neue Wasserleitung
Feuerholz machen
Reifenwechsel des Sprayer-Traktors
Feuerholz
Einen Tag waren wir zu Besuch auf einer naheliegenden Piggery
Kleiner Anhänger :D Gut dass es in Australien keinen einzelnen Anhängerführerschein gibt, also sogar solche Anhänger legal fahren durfte :D
Anmixen von Dünger
Ölwechsel kann ich nun auch :D
Dann ging es mit Chris und Libby (60) für ein langes Wochenende nach Perth, wo ich mir dann ein Hostel nahm. Wir  fuhren für einen Tag mit Freunden aus Neuseeland nach Rottnest Island, einer kleinen Insel vor Perth, auf der es sehr viele sog. Quokkas gibt. Diese putzigen kleinen Tiere leben fast nur auf dieser und ein paar weiteren kleinen Inseln vor der Westküste Australiens. Wir haben uns für den Tag ein Fahrrad gemietet und sind dann mit den Freunden über die Insel gefahren, waren im Meer schwimmen und haben Cricket am Strand gespielt, wobei ich dieses Spiel noch immer nicht ganz verstanden habe, aber Aussie Rules Football ist eh besser :D

Ein Quokka

Ich mit einem Quokka :D

Nach dem Wochenende ging es dann auch wieder zurück und es gab schon die ersten Lämmchen! Toooooootal süß! Innerhalb der nächsten 3 Wochen wurden es immer mehr Lämmchen und da diese vorallem anfangs noch recht schwach sind, sind wir einen Abend schießen gegangen, d.h. man steht hinten auf einem der Utes (Utility Vehicle) und fährt über die Felder. Wir haben insgesamt aber nur 2 Füchse, 2 Hasen und 1 Kangaroo erwischt. Die Füchse können die neugeborenen Lämmer reißen, die Kangaroos machen die Zäune kaputt und die Hasen sind eine Plage.

Vielleicht erinnert sich noch jemand an Vanessa, mit der ich schon den 5 Tages Trip in den Daintree Rainforest gemacht hatte und mehrmals auf meiner Reise wiedergetroffen hatte. So klein wie Australien ist war Melbourne natürlich nicht das letzte Wiedersehen: Bei Schreiben bemerkten wir, dass Vanessas neue Farm nur etwa 130km von meiner Entfernt war, wir also förmlich Nachbarn waren :D So kam es dann auch, dass Vanessa insg. 3 mal bei mir vorbeikam und ich ihr die Farm und die ganzen süßen Lämmchen zeigte!
Vanessa am füttern der 1 Jahre alten Lämmchen
Vanessa mit einem kleinen Lämmchen

Ich mit meinem kleinen Freund

Ein Unwetter in der Nähe
Mein Spielzeug und Arbeitsplatz - 360PS, 53ft breit, 24 Reifen
Nun näherten wir uns dem Seeding und begannen mit den Vorbereitungen. So fuhr Regan mit dem Ute und ich mit dem Quad jeweils mit einem Flammenwerfer über die Felder und brannten die Reihen ab, denn da jedes Jahr anderes Getreide auf den Feldern angebaut wird, müssen alle überbliebenen  Samen vom letzten Jahr vernichtet werden, um Verunreinungen zu vermeiden. Als nächstes haben wir dann den John Deere Traktor bereit gemacht und nach einer guten Wartung das Seeding-Rigg angekoppelt. Dieses Rigg besteht aus zwei Teilen, dem 1. Teil (Bar) , welcher Metall-Points durch den Boden zieht und die Samen auf die richtige Tiefen in den Boden bringt, und dem zweiten Teil (Cart), welcher die Samen und Grantulat- und Flüssigdünger in 3 Bins lagert und durch Rohre zum 1. Teil bläst bzw. pumpt. Dann ging es am 8. April auch endlich los mit Seeding. Zuerst wurden etwa 350ha Raps gesät, welche als Schaffutter dienten. Es war am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig dieses große Rigg zu fahren und bedienen, denn es gab vieles auf das man gleichzeitig achten musste. Jedoch gewöhnte ich mich relativ schnell daran, denn nun verbrachte ich den Großteil des Tages in dem Traktor und hatte somit viel Zeit alles zu lernen. Nachdem wir mit dem Raps fertig waren, machten wir ein "kleines" 100ha Feld mit Lupinen und dann ging es los mit 300ha Hafer. Das war ziemlich ätzend, einerseits, weil man Seeder oft auffüllen musste, da Hafer mehr Volumen einnimmt und zu höheren Raten gesät wird, und andererseits, weil Haferstaub unglaublich kratzig ist. Zudem hatten wir am zweiten Tag eine Blockade, sodass wir 18ha neu Seeden mussten. Normalerweise habe ich innerhalb von 5 Min einen Hektar gesät, sodass ich etwa 2h nochmal fahren musste. Nach dem Hafer ging es weiter mit Weizen, was recht angenehm war, da dieser nicht staubt und auch recht kompakt ist. Allerdings bin ich dann nach einem Tag zu ersten Mal stecken geblieben, sodass wir das ganze Cart freibuddeln und dann das Rigg herausziehen mussten, was insg. etwa 3h gedauert hat und recht anstrengend war. Am nächsten Abend habe ich es dann auch mit dem Ute geschafft, mich im Schlamm festzufahren, sodass ich Regan anfunken musste, damit er mich mit seinem Landcruiser 4WD rausziehen konnte. Und die kleine Missgeschicks-Reihe nahm auch am darauffolgenden Tag kein Ende. Wir machten eine Seeding-Pause, da sich ein Contractor in der Nähe festgefahren hatte und wir ihn mit unserem großen Traktor rausziehen mussten, und ich habe etwa 2h lang Rockpicking gemacht, das heißt ich habe große Steine von den Feldern entfernt, da diese sonst bei der Harvest die Klingen der Erntemaschine beschädigen würden. Dabei habe ich es geschafft, mir einen etwa 25kg schwerer Stein auf den Finger fallen zu lassen, was ziemlich schmerzhaft war. Nach zwei Wochen ist der Nagel dann auch abgefallen. Und etwa zwei Tage später ist dann die neue Liquid-Pumpe am Seeder kaputt gegangen, weshalb wir diese dann ausbauen und ersetzen mussten. Auch wenn sich da alles anhört alsob das Seeding nicht gut gelaufen wäre, war insgesamt einer der besten Seasonstarts seit langem, denn es hat immer mal wieder kurz geregnet, aber nicht zu viel und ansonsten hat die Sonne geschienen - Perfekte Bedingungen für die kleinen Pflanzen zum wachsen. Die nächsten Wochen haben wir dann erstmal weitergeseedet und bis auf dass ich einmal noch stecken geblieben bin und einmal die Verbindungsstange von der Bar zum Cart beim zu scharf wenden verbogen habe lief alles recht gut. Als wir dann fertig waren haben wir etwa 1 Woche lang Rockpicking gemacht, wobei manche Felder ziemlich sauber schon waren und dafür gab es auch Felder, wo wir an einem Tag 15 Tonnen an Steinen entfernt haben, was ziemlich anstrengend und langweilig war, aber was muss das muss.

Rockpicking - Ute leicht überladen

Cart eingesunken

Diesen 40 Tonner bin ich sozusagen als Dienstwagen gefahren :D Ob das so erlaubt war, nunja ... :D

Das ganze Rigg ist ziemlich breit, weshalb es auch immer eskortiert werden musste

Hier werden Zusatzmittel für die Samen angemixt

100 Liter Mixer

Volles Cart

Auftanken

Verbindungsstange "etwas verbogen"
Und wieder repariert

Der kleine Traktor treibt einen Schweißer an, sodass das ganze Traktorrigg eigentlich nur ein mobiler Schweißer ist. Da er aber nur 35km/h fahren kann, ziehen wir ihn einfach mit dem Ute


72 Points austauschen macht echt Spaß
So sieht der Display im Traktor aus. Das Blaue ist bereits geseedet, das Pinke sind die Innen- und Außengrenzen zu Zäunen, Bäumen und Dämmen


Diesen kleinen Freund habe ich beim Rockpicking unter einem Stein gefunden


Ein sog. Blue-Tongue Bobtail Lizard
Einen Tag waren wir bei einem Community-Project, wo alle Farmer der Region mit anpacken, egal ob beim Seeding, Rockpicking oder sonstigem. Zusammen werden über 1000ha an einem Tag geseedet. Die 7 Seeder auf dem Bild haben zusammen einen Neuwert von etwa 8,5 Mio AUS-$ und haben etwa 3150PS.
Danach haben wir dann wieder etwas mehr Sheepwork gemacht, denn nun war es Zeit fürs Lamb-Tail-Cutting. Wir haben alle Lämmer eingefangen und für den Vorgang von den Müttern getrennt. Dann habe ich immer die Lämmer hochgehoben, in eine Vorrichtung eingespannt, in das jeweilige Ohr die Kennung der Farm gestanzt und eine Spritze gegeben. Danach hat dann Regan oder Chris den Lämmern ein Ear-Tag angebracht, die Hoden abgeklemmt (zur Begattung werden spezielle Rammböcke gekauft) und der Schwanz (Tail) wird mit einem sehr heißen Gerät abgeschnitten. Das hört sich brutal an, sieht es auch aus, aber die Lämmer kommen schnell darüber hinweg und es schützt sie ihr leben lang vor dem sog. Flystrike. Dieser kann vorkommen, wenn Kot am Schwanz hängen bleibt, dort hinein dann Fliegen ihre Larven legen und diese wiederum fressen dann das Schaf bei lebendigen Leibe. Im Gegensatz dazu ist es doch recht human, den Schwanz abzuschneiden. Nach dieser ganzen Prozedur kommen die Lämmchen auch sofort wieder zu ihren Müttern. Einen Tag war ein Lamm hingefallen und unter den anderen Lämmchen eingequetscht, was ich glücklicherweise früh genug gesehen habe und es rechtzeitig befreien konnte. Erst dachte ich, es sei schon zu spät, da es schon anfing, leicht aus dem Mund zu schäumen, aber es kam nach etwa 15min wieder zu sich und war dann wieder voll dabei! Glück gehabt!

Ein Ear-Tag
Die ganzen Lämmchen
Eingespannt
Ein schwarzes Schaf :D
Zurück auf die Weide
Nun war auch der Hauptteil der Aufgaben (Seeding, Rockpicking & Lamb-Tailcutting) geschafft und meine Zeit neigte sich so langsam dem Ende entgegen. Ich war bisher schon 12 Wochen auf der Farm, deutlich länger als geplant doch es hat mir einfach super gefallen und das Geld stimmte ja auch. In der letzten Woche ging es dann übers Wochenende nochmal nach Perth, wo ich mich für den nächsten bereit machte, also alles erledigte, was so anstand. Dazu gehörte auch, dass ich mir eine neue Spiegelreflex gekauft habe, die Canon EOS 80D sowie ein neues Objektiv, das Sigma 10-20mm. Einen Tag war ich auch im Casino (mal wieder, halt aus langeweile) und habe beim Roulette ganze 300$ gewonnen!

Nun war es die letzte Woche auf der Farm und ich suchte auf Facebook schon eifrig nach einer Mitfahrgelegenheit (Lift) von Perth nach Darwin. Ich hatte mehrere mögliche „Angebote“, aber irgendwie passten sie mir alle nicht so wirklich. Entweder sie hatten nur einen Kombi, also keinen 4WD oder sie wollten innerhalb von nur 3-4 Wochen bis nach Darwin, was ich nicht wollte, denn ich hatte noch etwa 11 Wochen Zeit bis mein Visa ausläuft (Anfang September). Letztendlich hatte ich dann doch Erfolg und fand einen Lift eines Deutschen, der gerade in Australien angekommen war, einen Mitsubishi Pajero 4WD besaß und kein Zeitlimit hatte – Perfekt! Wir schrieben etwas und alles passte recht gut, sodass ich Regan informierte und auch bald meine Sachen packte.

Am letzten Abend haben wir dann nochmal alle zusammen Dinner gehabt und noch Abschiedsfotos gemacht :) Nach 13 Wochen fällt de Abschied doch etwas schwer, denn die Garlicks sind für mich deutlich mehr geworden als nur meine Arbeitgeber. Man fühlte sich immer so familiär und geborgen und sie waren einfach immer so gut zu mir!
Thanks so much for this amazing time!
v.L.n.R: Libby, Chris, Regan mit Maggie, Angela und Ich :)

Nun bin ich erstmal auf einem hoffentlich unvergesslichen Roadtrip die Westküste Australiens hoch und werde dann sobald ich in Darwin bin den nächsten Blogeintrag schreiben, denn auf den Roadtrip hat man einfach immer besseres zu tun, als den Tag vorm Laptop zu verbringen.

Have a good one!

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Wow, genau das selbe hab ich hier auf ner Schaf und Getreidefarm in WA, 140km östlich von perth erlebt. Viele Steine gepickt, den airseeder in Sand gesetzt, wozu 2 zusätzliche Traktoren notwendig waren um ihn wieder rauszuziehen :D, schafarbeit und allgemeine australische arbeiten. Heute hab ich beim mulesing, marking und tailing geholfen. Es war kalt und hat geregtnet und manchmal, als mir ein paar Tröpfchen ins Gesicht gesprudelt sind dachte ich es sei der regen aber neeiin, es war das Blut eines Lämmleins... Ist schon echt hart sowas mitzumachen aber es gibt wirklich bessere Methoden um die schaafe vor den fliegen und so vor dem Tod zu schützen... Naja wen juckts, dich nicht und mein Farmer sowieso nicht also was solls:D mir gefällt dein Blog hier jedenfalls richtig gut, wahrscheinlich weil wir so ziemlich das selbe erleben. Danke dafür Markus <3

Markus - Autor hat gesagt…

Freut mich dass dir mein Blog gefällt! Kannst mir ja mal auf Facebook schreiben :)

Nächstes Jahr gehts vielleicht sogar zurück auf die Farm, wieder Seeden und Ernten :)

Cheers Mate